Teaching The Cold War - Memory Practices in The Classroom

Wie erinnern sich SchülerInnen heute eigentlich an den Kalten Krieg? Welche Deutungsmuster aus Schulbüchern und aus den Erzählungen von Lehrenden eignen sie sich an? Wie lesen junge Menschen, die sich ganz selbstverständlich im Netz vielfältiger medialer Einflüsse bewegen, heute Schulbücher? Welchen Sinn schreiben sie dieser Vergangenheit gerade auch im Vergleich mit ihrer Gegenwart zu? Und wie behandeln Lehrende, die damals sozialisiert und oft auch politisiert worden sind, diese Zeit im Geschichtsunterricht?

Diesen Fragen ging ein Team von Forschenden unter der Leitung von Barbara Christophe mit vergleichendem Blick auf Deutschland, Schweden und die Schweiz nach. Mit dem Zentrum für Geschichtsdidaktik und Erinnerungskulturen an der Pädagogischen Hochschule Luzern in der Schweiz, der Forschungsgruppe Educational History and History Education an der Universität Umeå in Schweden nahmen neben dem GEI international führende Partner an dem Projekt teil.

Ein Schlüsselergebnis des Projektteams bestand in der erinnerungstheoretisch und geschichtsdidaktisch interessanten Beobachtung, dass die Kommunikation zwischen Lehrenden und Lernenden im Geschichtsunterricht gerade in der Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlich kontrovers diskutierten Kalten Krieg immer weniger durch von allen geteilte kulturelle Hintergrundannahmen stabilisiert wird. Die daraus entstehenden Missverständnisse, so die Schlussfolgerung, können potentiell als wertvolle Chance genutzt werden, um die impliziten Annahmen und Kategorisierungen, die in alle Kommunikationen über Geschichte immer schon eingeschrieben sind, exemplarisch sichtbar werden zu lassen.

Im Zuge des Projektes entstand unter anderem folgende Dissertation:

Robert Thorp (2016), Uses of history in history education, Umeå studies in history and education 13, Umeå: Umeå univeristet. Online verfügbar.

Der Abschlussbericht ist hier verfügbar.

  • Ziele

    Die enge Vernetzung zwischen den Kooperationspartnern, die unterschiedliche Erfahrungen und Kompetenzen in die Erforschung von schulischen Praktiken des Erinnerns einbachten, zielte auf die Etablierung eines neuen Forschungsfelds ab.


  • Vorgehensweise

    Methodisch griff das Projekt auf ein breites Spektrum von Verfahren zurück: Wir analysierten Schulbücher, führten biographisch-narrative Interviews mit Geschichtslehrenden, organisierten Fokusgruppendiskussionen mit SchülerInnen und werteten Videoaufnahmen von ausgewählten Unterrichtsstunden aus.

    Theoretisch knüpfte das Vorhaben an neuere Entwicklungen auf dem Feld der Erinnerungsforschung, der Geschichtsdidaktik, der Medienaneignungsforschung und zeitgeschichtlicher Forschungen zum Kalten Krieg an.


  • Publikationen
    • Christophe, B. (angenommen): Mapping the Teaching of Transition: Germany. In: A. Formozov, L. Sichtermann, eds.: Teaching the History of Transition: A Handbook for History and Civic Education, Berlin: Austausch, 14-20.
    • Christophe, B. (angenommen) (with Veronika Ludwig): Germany – Victims and Perpetrators in the Trials against the so-called Wall-Shooters: How Can a Constitutional State Judge Past Injustices. In: A. Formozov, L. Sichtermann, eds.: Teaching the History of Transition: A Handbook for History and Civic Education, Berlin: Austausch, 154-165.
    • Christophe, B. (angenommen): Teaching Transition: Reflections on Challenges, Strategies and Conceptual Approaches. In: In: A. Formozov, L. Sichtermann, eds.: Teaching the History of Transition: A Handbook for History and Civic Education, Berlin: Austausch, 234-249.
    • Christophe, B. (2022): Vertrauen und Misstrauen im Geschichtsunterricht: Empirische Beobachtungen zu einer prekären Balance. In: E. Fuchs, M. Otto, eds.: In Education We trust? Vertrauen in Bildung und Bildungsmedien, Göttingen V&R unipress, 163-180.
    • Christophe, B. (2021) (mit Nadine Ritzer): Erinnerung und Geschichtsunterricht in der Kontingenzgesellschaft: Was war der Vietnamkrieg? In: Zeitschrift für die Didaktik der Gesellschaftswissenschaften 12:2, 160-180
    • Christophe, B., Gautschi, P., Thorp, R., eds. (2019): The Cold War in the Classroom. International Perspectives on Textbooks and Memory Practices, (London: Palgrave Macmillan). Online hier verfügbar.
    • Christophe, B. 2019. Der Kalte Krieg im Geschichtsunterricht oder die schwindende Selbstverständlichkeit kultureller Rahmungen. In: Monika Waldis/Béatrice Ziegler, Hrsg.: Forschungswerkstatt Geschichtsdidaktik 17 Beiträge zur Tagung »geschichtsdidaktikempirisch 17, HEP:Bern, 160-173.
    • Christophe, B., Halder, L. (2018): Concepts of the Past. Socialism. In: A. Bock, E. Fuchs (eds.) Palgrave Handbook on Textbook Studies (London: Palgrave), 293-304.
    • Christophe, B. (2017) ‘Eigentlich Hingen ja Alle mit drin.‘ Entnazifizierung und Kalter Krieg in Deutschen Schulbüchern und in den Erzählungen von Lehrenden.“ In: F. Flucke, B. Kuhn, U. Pfeil, Ulrich Pfeil (Hg.): Das geteilte Deutschland im Schulbuch. Die Darstellung des Kalten Krieges am Beispiel Deutschlands in den (Geschichts-) Schulbüchern von 1945 bis in die Gegenwart (St. Ingbert: Röhrig Universitätsverlag) 147-165.
    • Ahlrichs, J., Baier, K., Christophe, B., Macgilchrist, F., Mielke, P., & Richtera, R. (2015) Memory practices in the classroom: On reproducing, destabilizing and interrupting majority memories. Journal of Educational Media, Memory, and Society, 7(2): 89-109.
    • Christophe, B. (2015) Kulturwissenschaftliche Schulbuchforschung – Trends, Ergebnisse und Potentiale. In: C. Kühberger, P. Mittnik (Hg.), Empirische Geschichtsschulbuchforschung in Österreich (Innsbruck: Studien Verlag), 35–47.

Projektteam

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