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Georg Eckert

Geboren am 14. August 1912 in Berlin, wächst Georg Eckert in einem linksliberalen Elternhaus auf. Schon als Schüler engagiert er sich in der Sozialistischen Arbeiterjugend. 1931 erfolgt die Immatrikulation an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. Die politischen Verhältnisse der Weimarer Republik bringen Eckert, der seit 1932 auch den Vorsitz der sozialistischen Studentenschaft Berlin innehat, bald in offene Gegnerschaft zu den an der Universität agitierenden nationalsozialistischen Trupps. Daher verlässt er die Stadt und wechselt an die Universität Bonn, wo er seit Sommer 1934 an der philologischen Fakultät immatrikuliert ist. 1935 wird er von dem Ethnologen Hermann Trimborn promoviert. 1936 folgt das Erste Staatsexamen in den Fächern Deutsch, Geschichte, Geographie, Pädagogik und Volkskunde. 1938 legt er in Berlin das Zweite Staatsexamen ab. 1943, während eines Fronturlaubs, habilitiert sich Georg Eckert im Alter von 31 Jahren an der Universität Bonn in der Altamerikanistik.

In Bonn wird er 1934 Mitglied der Studenten-SA, dem Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund und der Verbindung „Rugia“. Auch der NSDAP tritt Eckert 1937 bei. Im Juli 1941, nach der deutschen Besetzung Griechenlands, wird er als Wehrmachtsbeamter auf die Wetterwarte Saloniki abkommandiert. Im September 1942 übernimmt er ihre Leitung. Aus dieser gehobenen Dienststellung heraus ist es ihm möglich, der Bevölkerung zu helfen. Mehreren Griechen und Spaniolen kann er die KZ-Haft ersparen oder bei der Flucht aus der deutschen in die sicherere italienische Besatzungszone helfen. Ebenso verhindert er die als Racheakte der Wehrmacht geplante Zerstörung mehrerer Ortschaften. Über seine Feldforschungen knüpft Eckert auch Verbindungen zu griechischen Partisanen. Das gescheiterte Attentat vom 20. Juli 1944 ist schließlich ausschlaggebend dafür, dass er mit einigen Kameraden zur griechischen Volksbefreiungsarmee überläuft. Im Februar 1945 begibt sich Georg Eckert bewusst in britische Gefangenschaft. Die Briten beabsichtigen, Eckert nach London zu bringen, um ihn von dort für den demokratischen Neuaufbau nach Deutschland zu senden. Doch auf dem Weg dorthin zieht er sich in Rom einen lebensbedrohlichen Lungenabszess zu und wird im August 1945 nach Goslar ins Lazarett transportiert.

Aufgrund seiner Widerstandsaktivitäten in Griechenland und weil er in allen nationalsozialistischen Gliederungen nur unterste Ränge bekleidete, wird Eckert beim Entnazifizierungsverfahren 1946 in die Kategorie 5 („entlastet“) eingruppiert. Im Herbst 1946 holt der Braunschweiger Ministerpräsident Alfred Kubel den inzwischen wieder der SPD beigetretenen Eckert direkt von Goslar an die „Hochschule für Lehrerbildung – Kant-Hochschule“, die spätere Pädagogische Hochschule in Braunschweig. Als Dozent für „Geschichte und Methodik des Geschichtsunterrichts“ – die Ernennung zum Ordentlichen Professor erfolgt erst 1952 – engagiert sich Georg Eckert für den Aufbau einer demokratisch orientierten Lehrerausbildung. Die britische Militärregierung überträgt ihm zugleich die Aufgabe, neue Lehrpläne für den Geschichtsunterricht zu erarbeiten. Dabei folgt Eckert seinem Credo, junge Menschen über historische Aufklärung zu möglichst unabhängiger Meinungsbildung zu befähigen. Hier findet sich ein zentrales Motiv für die Gründung des Internationalen Instituts für Schulbuchverbesserung (1951) und für die von Eckert organisierten und initiierten internationalen Schulbuchkonferenzen, die das Ziel verfolgten, in Geschichts- und Geographiebüchern verborgene Feindbilder und Vorurteile aufzuspüren und durch Revisionen dieser Lehrmittel zur Völkerverständigung beizutragen.

Ab Mitte der 50er Jahre entwickelte sich die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts zu Eckerts originärem Forschungsgebiet. Er ist damit in Westdeutschland einer der ersten Historiker, die sich diesem Themenkomplex zuwenden. Seit 1961 fungiert er als Herausgeber des von ihm ins Leben gerufenen Jahrbuchs der Friedrich-Ebert-Stiftung Archiv für Sozialgeschichte. Vor allem aber nimmt seit 1949/51 das Internationale Schulbuchinstitut, das Eckert ehrenamtlich leitet, viel Zeit und Kraft in Anspruch. Parallel dazu ist Eckert seit 1964 Präsident der Deutschen UNESCO-Kommission.

Georg Eckert stirbt am 7. Januar 1974 im Alter von 61 Jahren – während einer Vorlesung über die Geschichte der Arbeiterbewegung.

Literaturhinweis: Mätzing, Heike Christina: Georg Eckert (1912-1974). Von Anpassung, Widerstand  und Völkerverständigung. Bonn: J.H.W. Dietz, 2018. 

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