Unmasking Racism: Guidelines for Educational Materials

FAQ – Antworten auf häufig gestellte Fragen
  • 1. Was haben Bildungsmedien mit Rassismus zu tun?

    Schulische Lehr- und Lernmaterialien stellen keine neutralen Medien der Wissensvermittlung dar. Vielmehr übernehmen sie eine wichtige Rolle bei der Herausbildung des Selbst- und Weltverständnisses von Schüler*innen, vermitteln bestimmte gesellschaftliche Werte und Normen und können dabei eine bestehende oder angestrebte soziale und politische Ordnung stützen. Auf diese Weise eröffnen Bildungsmedien die Möglichkeit, im Unterricht einerseits gesellschaftliche Vielfalt und Zusammenhalt im Sinne einer nachhaltigen, gerechten und inklusiven Bildung zu stärken, oder andererseits diskriminierende Vorstellungen zu reproduzieren. Studien aus verschiedenen Ländern und Bildungskontexten weltweit zeigen, dass Bildungsmedien – insbesondere Schulbücher – häufig rassistisch konnotierte Inhalte aufweisen und zur Marginalisierung bestimmter Gruppen beitragen, etwa durch negative oder vorurteilsbehaftete Repräsentationen, fehler- oder lückenhafte Narrative oder fehlende multiperspektivische Ansätze.


  • 2. An wen richten sich die „Guidelines“?

    Die „Guidelines“ richten sich in erster Linie an Akteur*innen der Lehrplanentwicklung und Bildungsmedienproduktion (Schulbuchverlage, Redakteur*innen und Autor*innen), sie bieten aber auch Bildungspolitiker*innen und Lehrkräften hilfreiche Informationen.


  • 3. Welche Ziele verfolgen die „Guidelines“?

    Die „Guidelines“:

    • sensibilisierten dafür, in welchen Formen sich Rassismus in Bildungsmedien manifestieren kann;
    • bieten Leitlinien und Empfehlungen für die Bekämpfung von Rassismus und für die Entwicklung diversitätssensibler und rassismuskritischer Bildungsmedien;
    • geben Hinweise auf die Herausforderungen, die bei der Umsetzung eines rassismuskritischen Ansatzes in und durch Bildungsmedien auftreten können.

  • 4. Gibt es auch eine deutschsprachige Version der „Guidelines“?

    Die „Guidelines“ sind ausschließlich in englischer Sprache erschienen. Daneben veröffentlichte das GEI den Policy Brief „Über Rassismus lernen“ (1/2023), der vorwiegend auf einem Kapitel der  „Guidelines“ („2.3 Race and Racism as Subjects in Educational Materials“) basiert und eine Zusammenfassung zentraler Erkenntnisse und Empfehlungen darstellt: https://www.gei.de/wissenstransfer/policy-briefs. Gegenwärtig wird geprüft, ob eine gekürzte deutsche Ausgabe publiziert werden kann.


  • 5. Wurden für die Erstellung der „Guidelines“ Schulbuchuntersuchungen vorgenommen?

    Für die Erstellung der „Guidelines“ wurden nicht eigens Schulbuchanalysen vorgenommen. Sie basieren auf einer Meta-Analyse vorliegender Schulbuchstudien, d.h. die beiden Autor*innen der „Guidelines“ haben sich bei der Formulierung der Empfehlungen auf bestehende inhalts- und diskursanalytische Untersuchungen aus verschiedenen Gesellschafts- und Bildungskontexten weltweit gestützt.


  • 6. Wie sind die Empfehlungen in den „Guidelines“ zustande gekommen?

    Um Empfehlungen mit einer internationalen Perspektive auf Bildungsmedien zu formulieren, stützen sich die  „Guidlines" auf:

    • einer Auswertung von Schulbuchstudien der letzten Jahre aus verschiedenen Gesellschafts- und Bildungskontexten weltweit;
    • Konsultationen mit Expert*innen aus sechs Regionen (Europa, Nordamerika, Lateinamerika und der Karibik, Ost- und Westafrika, Asien und Pazifik, und der Arabischen Region), die durch die UNESCO organisiert wurden.

  • 7. Wie sind die „Guidelines“ aufgebaut?

    Die „Guidelines“ tragen erstens wissenschaftliche Befunde aus weltweiten Schulbuchuntersuchungen zusammen, die Einblick darüber gewähren, wie sich Rassismus Bildungsmedien verschiedener Länder und Regionen manifestieren kann. Die Ergebnisse werden in sechs diskursiven Schwerpunkten zusammengefasst.

    Zweitens bilden die aus der Analyse der Schulbuchstudien entwickelten Empfehlungen den inhaltlichen Kern der „Guidelines“. Diese Empfehlungen umfassen vier Ebenen:

    • Die spezifischen Empfehlungen geben konkrete Vorschläge zu den einzelnen diskursiven Kontexten: postmigrantische Gesellschaften,  nationale/ethnische/kulturelle/ religiöse Minderheiten, indigene Bevölkerungsgruppen, „The West and the rest“ und Othering, Schwarze Identitäten und Afrika-Bilder, Weißsein (Kapitel 2.1).
    • Die allgemeinen Empfehlungen bieten kontextübergreifend und entlang zentraler Leitfragen Orientierung über relevante Kriterien an. Dieser Kriterienkatalog ist strukturiert nach den inhaltlichen Aspekten von Sichtbarkeit, Repräsentationen und Narrativen (Kapitel 2.2).
    • Darüber hinaus werden Empfehlungen zur Behandlung von Rassismus als Unterrichtsthema in Bildungsmedien formuliert (Kapitel 2.3).

    Weiterführende Hinweise, die über die inhaltsbezogene Ebene von Bildungsmedien hinausgehen, reflektieren die Rolle von Politik, Schulbuchproduktion, Lehrkräfteausbildung und Unterrichtspraxis sowie der Zivilgesellschaft (Part 3). 


  • 8. Warum ist die Behandlung von Rassismus als Unterrichtsthema ebenfalls wichtig?

    Wenn es um die Bekämpfung von Rassismus in und durch Bildungsmedien geht, reicht es in der Regel nicht, rassistisch konnotierte und andere diskriminierende Darstellungen zu entfernen. Eine direkte Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus ist entscheidend, um langfristige Lern- und Reflexionsprozesse anzustoßen. Dabei sind wissensbasierte Zugänge, die zum Verständnis von historischen Verknüpfungen und der gesellschaftlichen Tragweite von Rassismus beitragen, ebenso wichtig wie subjekt-orientierte Zugänge, um Schüler*innen die Möglichkeit zu geben, eigene Perspektiven auf gesellschaftliche Themen zu entwickeln, Anknüpfungspunkte an persönliche Fragestellungen zu finden, eigene Erfahrungen einzuordnen und Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln. 

    Das GEI hat dazu den Policy Brief „Über Rassismus lernen“ (1/2023) veröffentlicht, der vorwiegend auf dem Kapitel „2.3 Race and Racism as Subjects in Educational Materials“ basiert: https://www.gei.de/wissenstransfer/policy-briefs


  • 9. Enthalten die „Guidelines“ auch Empfehlungen für die Verlagsarbeit oder Unterrichtspraxis?

    Die Empfehlungen der „Guidelines“ beziehen sich in erster Linie auf die Inhalte von Bildungsmedien. Darüber hinaus enthalten die „Guidelines“ weiterführende Hinweise auf Rahmenbedingungen und notwendige Maßnahmen, die über die inhaltlichen Aspekte von Bildungsmedien hinausgehen, etwa auf den Ebenen von Politik, Schulbuchproduktion, Lehrkräfteausbildung, Unterrichtspraxis oder Zivilgesellschaft (Part 3). Dies stellt jedoch nur einen kurzen Ausblick dar. Die „Guidelines“ setzen einen inhaltsbezogenen Schwerpunkt.


  • 10. Was macht das Leibniz-Institut für Bildungsmedien | Georg-Eckert-Institut?

    Das Institut betreibt Forschungen zu Produktion, Inhalten und Aneignung von schulischen Bildungsmedien in soziokulturellen, politischen, ökonomischen und historischen Kontexten.

    Ein zentraler Bestandteil der Arbeit des Instituts ist es, Erkenntnisse und Ergebnisse der Forschungsarbeit und entsprechende Empfehlungen für die nationale und internationale Bildungspraxis, Bildungsmedienproduktion und Bildungspolitik zur Verfügung zu stellen. Damit trägt das GEI zur Verbesserung der schulischen Bildung rund um den Globus bei.


Ansprechperson

  • Simiao Yuwiss. Mitarbeiterin, Projektbearbeiterin

Pressekontakt

 

  • Weitere Projektinformationen

    Referat 

    Publikationsdatum

    • 2023

    Projektförderung

    • UNESCO

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