Mitteilung

26. – 28. Mai: Seminar für Schulbuchautoren aus Albanien und Mazedonien am Georg-Eckert-Institut

26. – 28. Mai: Seminar für Schulbuchautoren aus Albanien und Mazedonien am Georg-Eckert-Institut

Ein Geschichtsbuch ganz ohne historische Quellen – dies ist eine Realität, mit der Lehrerinnen und -lehrer in Südosteuropa oftmals umgehen müssen. Originalquellen bilden jedoch die Voraussetzung für einen kritischen und multiperspektivischen Umgang mit historischen Ereignissen und sind so zentral für den Geschichtsunterricht. Vom 26. – 28. Mai lotet ein Seminar am GEI mit Schulbuchautoren aus Südosteuropa Möglichkeiten eines multiperspektiven schulischen Umgangs mit der historischen Vergangenheit aus.

Ob in Albanien, Mazedonien, Kosovo, Serbien oder Montenegro – in den Geschichtsschulbüchern Südosteuropas – dominiert zumeist der Autorentext, der eine abgeschlossene Erzählung vermittelt. Quellen kommen nicht vor; auch das spärlich vorhandene Bildmaterial hat eher illustrative als kontrastierende Funktion. Welche Entwicklungspotenziale die Geschichtsschulbücher bieten und wie Schülerinnen und Schüler an eine kritische Betrachtung von Quellen herangeführt werden können, soll auf dem Seminar für erfahrene wie für angehende Geschichtsbuchautorinnen und -autoren diskutiert werden.
Barbara Christophe, wissenschaftliche Mitarbeiterin am GEI, erprobt Möglichkeiten des Umgangs mit historischen Quellen am Beispiel des Jahres 1914. Andere Kolleginnen und Kollegen stellen digitale Sammlungen von Quellen und Literatur vor und unterstützen die konkrete Arbeit an einem Schulbuchtext, der eine Quelle altersgerecht behandelt. Melisa Forić präsentiert als „best practice“-Beispiel eine Unterrichtseinheit zur Ermordung Franz Ferdinands in Sarajevo 1914. Forić ist Mitglied der bosnischen Geschichtslehrervereinigung HIP BiH und Autorin eines gerade erschienen Geschichtsbuchs mit alternativen Lehrmaterialien für das ehemalige Jugoslawien.
Auch digitale Quellen und Unterrichtseinheiten zum Jahr 1914 der Plattformen HISTORIANA und EUROPEANA werden den Teilnehmenden im Seminar vom Direktor von Euroclio, Jonathan Even-Zohar vorgestellt, um sie anschließend zu ermutigen, selbst auszuprobieren, wie ein didaktisch sinnvoller Schulbuchtext zu einer Quelle aussehen könnte. Selbstverständlich steht den Teilnehmenden in der Zeit des Seminars die umfangreiche Schulbuchsammlung der Bibliothek des Georg-Eckert-Instituts zur Verfügung.

Das Seminar ist Teil des auf drei Jahre angelegten, vom Auswärtigen Amt finanzierten, Projekts zu „Geschichtsschulbüchern und -unterricht in albanischsprachigen Gebieten“. Es schließt an das Projekt Schulbuch- und Curriculumsentwicklung in Südosteuropa an. Räumlich bezieht es Albanien, Kosovo, Makedonien, Montenegro und Südserbien ein. Es thematisiert im Rahmen wissenschaftlicher Konferenzen Schulbuchinhalte und öffentliche Diskurse zu ethnischen, nationalen, staats- und regionsbezogenen Geschichtszugängen im Schulkontext; auch werden Seminare zur Konzeption und Gestaltung von Schulbüchern organisiert. Teil des Projekts ist auch die Förderung von Schulbuchautoren und Wissenschaftlern über die Vergabe von Forschungsstipendien. Verantwortlich für das Projekt am GEI ist Claudia Lichnofsky.


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