Mitteilung

27. Juni Gastvortrag: "Wann kriegen wir endlich Hitler?" Alexandra Oeser, Paris

Donnerstag, den 27. Juni 2013 um 11.30 Uhr

Konferenzraum des Georg-Eckert-Instituts in der Celler Str.3

Die nationalsozialistische Vergangenheit Deutschlands ist ein unabdingbarer Teil der politischen Aktualität der letzten 20 Jahre BRD. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands, „endgültiges Ende der Folgen des Zweiten Weltkrieges“, machen sich allerdings auch Sorgen breit: Stehen wir am Beginn des „Vergessens“? Wie werden die neuen Generationen des 21. Jahrhunderts mit dieser Vergangenheit umgehen? Verliert sie durch den Tod der Zeugen von ihrer Unmittelbarkeit? Politische Institutionen ergreifen den „Kampf gegen das Vergessen“ durch Aufklärung, Monumente, pädagogische Vermittlung. Was aber denken die Menschen, und besonders die Jugendlichen über diese Vergangenheit? Zählt sie noch, oder wollen sie „endlich einen Schlussstrich ziehen“?

Der Vortrag basiert auf einer Feldstudie, welche Geschichte und Soziologie miteinander verbindet um die Aneignungsformen der NS-Vergangenheit durch Jugendliche „von unten“ zu untersuchen. 137 Interviews und begleitende Beobachtung im Geschichtsunterricht in vier Schulen in Hamburg und Leipzig, in jeweils einem bourgeoisen und einem Arbeiterviertel bilden die Basis dieser Untersuchung. Es geht darum, Repräsentationen und Praktiken der Schüler nach ihrem Geschlecht, sozialer Herkunft (u.a. Migrationshintergrund) und in unterschiedlichen Kontexten zu untersuchen: im Unterricht, auf dem Schulhof, in der Familie oder in Gruppen von Freunden. Sich für den Sinn, welche Jugendliche der Vergangenheit in ihren Alltagspraktiken geben, zu interessieren, stellt eine Möglichkeit dar, den komplexen Prozess politischer Meinungsbildung zu verfolgen. Dieser Vortrag unterstreicht so die Abhängigkeit unterschiedlicher sozialer Szenen voneinander, welche gemeinsam auf die Repräsentationen der Vergangenheit bei Jugendlichen einwirken. Es stellt aber auch die Frage der Bedeutung des NS in der wiedervereinigten BRD.


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