Mitteilung

Die deutsch-israelische Schulbuchkommission: Expertentreffen in der Villa von Bülow

2010 wurde die deutsch-israelische Schulbuchkommission ins Leben gerufen – Experten beider Länder nehmen auf Initiative des Georg-Eckert-Instituts die gemeinsame Geschichte in Schulbüchern in den Blick. Um historische Sensibilität und gegenseitiges Verständnis bemüht, erarbeiten sie Empfehlungen für die Darstellung Deutschlands und Israels in den Lehrwerken beider Länder. Vergangene Woche waren die Forscher aus Israel zu Gast am Georg-Eckert-Institut und widmeten sich aktuellen Geschichtsschulbüchern.

Die deutsch-israelische Schulbuchkommission (DISBK) geht der Frage nach, wie das jeweils andere Land in Geschichts-, Geographie- und Sozialkundeschulbüchern dargestellt wird. Ziel der Initiative ist es, inhaltliche Empfehlungen für deutsche und israelische Lehrwerke zu formulieren. Eine besondere Bedeutung kommt der Darstellung des Holocaust in Schulbüchern zu. Im Zuge der Globalisierung spielen darüber hinaus gemeinsame Herausforderungen wie der Klimawandel oder Migrationsbewegungen eine Rolle.

Der Workshop am Mittwoch, den 15. Februar, stand ganz im Zeichen des Geschichtsbuchs. Experten kamen zu diesem zweiten Treffen der „Arbeitsgruppe Geschichte“ zusammen, um das bisher Erreichte zu evaluieren, sowie die weiteren gemeinsamen Schritte zu planen.

Nach einer Einführung von Simone Lässig erläuterten für die deutsche Seite der Geschichtsdidaktiker Alfons Kenkmann und für die israelische der Mediävist Simcha Goldin, mit welchen Methoden sie die Schulbücher bislang analysiert haben. Sie machten auf erste – noch vorsichtig formulierte – Tendenzen der gegenseitigen Darstellung in deutschen und israelischen Schulbüchern der Sekundarstufen I und II aufmerksam. Darüber hinaus standen bei dem Treffen die Narration und die visuelle Repräsentation des Holocaust, sowie wichtige Aspekte der jüdischen Geschichte zur Diskussion. Bis zum Sommer wird das israelische Team die israelischen Bücher evaluieren, und das deutsche die seinen – dann wird getauscht. Bis zum Herbst werden die Berichte beider Gruppen dann in die jeweils andere Sprache übersetzt – denn natürlich sind nicht alle deutschen Experten des Hebräischen mächtig und nicht alle israelischen des Deutschen. Auf einer für Herbst 2012 geplanten Konferenz zu allen drei Fächern können die Kommissionsmitglieder dann erstmals die deutschen und israelischen Lehrwerke direkt miteinander vergleichen und darüber ins Gespräch kommen.

Im Juni 2010 war der Startschuss für das Kommissions-Projekt gegeben worden. Mit der Konstituierung der drei deutsch-israelischen Arbeitsgruppen für die Fächer Geschichte, Geographie und Sozialkunde und dem ersten Treffen der Arbeitsgruppe Geschichte in Tel Aviv im Januar 2011 hatte die Kommission ihre Tätigkeit aufgenommen. Den Arbeitsgruppen gehören Wissenschaftler, Fachdidaktiker und Pädagogen aus beiden Ländern an.

Vor über 30 Jahren nahm die deutsch-israelische Schulbuchkommission erstmals ihre Arbeit auf. Auf Initiative des Georg-Eckert-Instituts legte das deutsch-israelische Wissenschaftlerteam ab 1981 den Grundstein für die Schulbuchempfehlungen. Ihre Arbeit, abgeschlossen vier Jahre später, konzentrierte sich wesentlich auf die Darstellung jüdischer bzw. jüdisch-deutscher Geschichte in den Lehrwerken beider Länder. Ihre Befunde und Empfehlungen wurden 1985 und erneut 1992 im Rahmen der Studien zur internationalen Schulbuchforschung des Georg-Eckert-Instituts veröffentlicht.

Das Projekt wird auf deutscher Seite vom Auswärtigen Amt gefördert und vom Georg-Eckert-Institut koordiniert. Auf israelischer Seite ist das Erziehungsministerium federführend; die Koordination obliegt dort dem in Tel Aviv angesiedelten Mofet-Institut für Forschung im Bereich der Lehrerausbildung.

Kooperationspartner: Dr. Michal Golan, Direktorin des Mofet-Instituts und Israel. Vorsitzende der Schulbuchkommission, Dr. Arie Kizel, Universität Haifa, Israel. Wissenschaftlicher Sekretär der Schulbuchkommission. Gefördert durch das Auswärtige Amt.

 

 


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