Pressemitteilung

Diskussion aktueller bildungspolitischer Themen im Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung

Verena Radkau

Die Umfragen zu den jüngsten Landtagswahlen in NRW haben, ebenso wie die Aufregung um Pisa oder das Wetteifern akademischer Ausbildungsstätten um den Rang von Eliteuniversitäten, einmal mehr gezeigt, welch wichtigen Platz Bildungsfragen im Bewusstsein der deutschen Öffentlichkeit einnehmen. Von besonderem Interesse dürfte vor diesem Hintergrund der öffentliche Vortrag des renommierten Bildungsforschers Prof. Dr. Jürgen Oelkers (Universität Zürich) zum Thema "Was sollen Bildungsstandards in der Schule?" sein. In seinem Vortrag geht er zunächst auf die neuere bildungstheoretische Diskussion und auf das Phänomen ein, dass in Deutschland immer gleich "Bildungskatastrophen" erfunden werden, wenn es gilt, in der Politik etwas zu bewegen. Im Hauptteil seiner Ausführungen nimmt Oelkers die Idee der "Bildungsstandards" unter die Lupe und fragt, wie neu diese Idee eigentlich ist. Abschließend behandelt er ein für die Praxis entscheidendes Problem: Was tun, wenn es zwar Standards gibt, aber niemand sie benutzt?

Der Vortrag findet am Freitag, den 24. Juni 2005, um 19 Uhr in der Bibliothek des Georg-Eckert-Instituts für internationale Schulbuchforschung im Rahmen der Veranstaltungen zum dreißigjährigen Jubiläum des Hauses statt.

Aus dem gleichen Anlass öffnet das Institut am Sonntag, den 26. Juni, von 10 bis 17Uhr seine Türen. Interessierte Besucherinnen und Besucher können sich an diesem Tag über seine Arbeit und anhand einer kleinen Ausstellung über "Schulbücher im Wandel" informieren. 

Ab 11Uhr diskutieren : moderiert von Hubert Rübsaat (NDR, Hamburg) - Prof. Dr. Bodo von Borries (Universität Hamburg), Prof. Dr. Peter Gautschi (Pädagogische Hochschule Aargau, Schweiz), Martin Gorholt, Staatssekretär im Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg, Prof. Dr. Martin Sabrow (Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam, angefragt) und Prof. Dr. Wolfgang Höpken, Direktor des GEI, auf dem Podium und mit dem Publikum über ein weiteres höchst aktuelles Thema aus dem Bildungsbereich: "Wie kann man mit Völkermorden und anderen kollektiven Gewaltverbrechen des 20. Jahrhunderts im Unterricht umgehen"? Diese Frage stellt sich zwingend in Zeiten einer Universalisierung des Holocaust-Gedenkens, der "Konkurrenz der Opfer" und einer zunehmend multikulturell geprägten  Gesellschaft. Wie brisant - und zwar nicht nur bildungspolitisch- das Thema ist, zeigt z.B. das Hin und Her um den Lehrplan für Geschichte Sek. I in Brandenburg, der als einziger bundesweit den Völkermord an den Armeniern erwähnt hatte, dann jedoch diese Passage auf Druck der Türkei aus der Internet-Version herausnahm. Im neuen Lehrplan soll sie, zusammen mit dem Völkermord an den Herero Anfang des vergangenen Jahrhunderts in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika und den Verbrechen der Roten Khmer in Kambodscha, wieder aufgenommen werden. Zentral ist die Frage nach einem angemessenen Umgang mit Völkermorden auch für die Diskussionen um die Berliner Gedenkstättenlandschaft, die nach der Eröffnung des Mahnmals für die ermordeten Juden Europas auf neuer Ebene weitergehen.
 

Sie sind herzlich zu den Veranstaltungen eingeladen!
 

V.i.S.d.P. Verena Radkau Tel.: 0531/590 99 47  E-Mail: radkau(at)gei.de

24. Juni 2005


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