Pressemitteilung

Zum schulischen Umgang mit dem Holocaust weltweit – eine Studie des Georg-Eckert-Instituts präsentiert erste Ergebnisse

Zum schulischen Umgang mit dem Holocaust weltweit – eine Studie des Georg-Eckert-Instituts präsentiert erste Ergebnisse

Wie gehen Schulen weltweit mit dem Thema Holocaust im Unterricht um? Wo auf der Welt wird der Holocaust überhaupt im Klassenzimmer thematisiert? Antworten auf diese Fragen suchte ein wissenschaftliches Projekt des Braunschweiger Georg-Eckert-Instituts in Kooperation mit der UNESCO. Im Sommer 2012 begannen die Wissenschaftler Lehrpläne und Schulbücher aus allen Teilen der Welt zu untersuchen. Die ersten Ergebnisse, die am 27. Januar anlässlich des Holocaust-Gedenktages auf einer Konferenz in Paris vorgestellt werden, zeigen: In den meisten Regionen der Welt steht der Holocaust im Lehrplan, was sich dahinter in Schulbuch und Unterricht verbirgt, lässt sich so leicht aber nicht auf einen Nenner bringen.

Im Rahmen einer UNESCO-Konferenz in Paris zum Holocaust Gedenktag am 27. Januar stellten Wissenschaftler des Georg-Eckert-Instituts erste Ergebnisse der Studie „Zur Bedeutung des Holocaust in der schulischen Bildung.Eine globale Bestandsaufnahme von Schulbüchern und Lehrplänen“ vor: Untersucht wurde, in welchen Ländern und mit welchem Umfang der Holocaust in den Bildungsrichtlinien verankert ist. Sind die Holocaust-Darstellungen differenziert, vollständig und unbefangen? In welchem Kontext stehen sie? Und lassen sich nationale und regionale Unterschiede erkennen? Um diesen Fragen nachzugehen, wurden außerdem Schulbücher von 26 repräsentativ ausgewählten Ländern qualitativ analysiert und in vergleichende Perspektive gesetzt.

Die Studie selbst erscheint im Frühjahr 2014, erste Ergebnisse erlauben aber bereits Aussagen zum Stellenwert des Holocaust in der schulischen Bildung: In den meisten der 125 untersuchten Länder kommt der Holocaust in den Lehrplänen vor – allerdings wird ihm je nach Region und politischer Situation unterschiedliche Bedeutung beigemessen.

In westlichen Ländern spielt er eine zentrale Rolle; in anderen Ländern erscheint er oftmals eingebettet in den Zweiten Weltkrieg oder lediglich in die Menschenrechte oder andere historische Völkermorde und nicht als eigener Abschnitt. Die Erzählungen in den Schulbüchern zeigen zudem, dass es nicht die eine „kosmopolitische Erinnerungskultur“ an den Holocaust gibt, sondern vielmehr viele verschiedene Narrative: Albanische Schulbücher beispielswiese sprechen vom „Zeitalter der Erschütterung 1914 – 1945“ und lenken den Blick auf albanische Bürger, die verfolgte Juden gerettet haben. In China und Rwanda hingegen erscheint der europäische Holocaust nur flüchtig als Vergleichsmaßstab in Darstellungen der örtlichen Völkermorde.

Empfehlungen zur Verbesserung der Schulbücher

Das Georg-Eckert-Institut stellt (Bildungs-)Politikern Empfehlungen als Grundlage für zukünftige curriculare Entscheidungen zur Verfügung und ergänzt damit entsprechende Informationen von internationalen Organisationen wie der UNESCO, der OSZE, des europäischen Rats, der einzelnen Bildungsministerien und der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA). Zu diesen Empfehlungen gehören die Stärkung historischer Faktizität und Ausführlichkeit, die stärkere Ergänzung der Autorentexte durch Quellen, Zeugenaussagen sowie die Anerkennung von lokalen Blickwinkeln.

Das Projekt ist eine Kooperation des Georg-Eckert-Instituts und der UNESCO und auf anderthalb Jahre angelegt.


sroll-to-top