Menschenrechtsbildung und historisches Lernen
Menschenrechtsbildung ist ein Ansatz, der sich im wesentlichen aus
seinem generellen Ziel heraus legitimiert, Menschenrechtsverletzungen in
der Gegenwart zu verhindern – oder verhindern zu können. Grundlegender
normativer Bezugspunkt von Menschenrechtsbildung sind die universellen
Standards von Menschenrechten. Menschenrechtsbildung möchte Lernende
grundsätzlich dazu befähigen, gegenwärtige Machtverteilungen, soziale
Differenzierungen und Ungleichheiten analysieren zu können. Sie geht
dabei von der Annahme einer grundlegenden Wandelbarkeit der
gegenwärtigen Gesellschafts- und Machtordnung aus, und dabei natürlich
auch von einer Wandelbarkeit derVorstellungen davon, was unter Standards
von Menschenrechten zu verstehen ist. Im Vortrag soll das verbindende
und gemeinsame Potenzial von Menschenrechtsbildung und historischem
Lernen ausgelotet werden. Was ist das Besondere, vielleicht geradezu
bestechend Gemeinsame dieser beiden Ansätze? Und warum lohnt es sich,
Menschenrechtsbildung als historisches Lernen und vice versa
historisches Lernen als Menschenrechtsbildung zu konzipieren, und das
zudem auf eine Art und Weise, die beiden Ansätzen gerecht wird?
Im Vortrag wird zunächst vorgestellt, wie Ansätze zu
Menschenrechtsbildung und zu historischem Lernen von ihren
Gemeinsamkeiten her theoretisch gedacht werden können. Im Anschluss wird
anhand von konkretem Unterrichtsmaterial, das Studierende an der FU
Berlin erarbeitet haben, diskutiert, wie ein solcher synthetisierender
Ansatz in der Praxis des Geschichtsunterrichts umgesetzt werden kann und
an welche Grenzen Lehrende und Lernende dabei stoßen.
Dabei werden Ergebnisse des Projektes „Change. Handbook for History
Learning and Human Rights Education“ vorgestellt, das die Stiftung
"Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" 2014 bis 2016 am Arbeitsbereich
Didaktik der Geschichte an der FU Berlin gefördert hat.
Prof. Dr. Martin Lücke ist Professor für Didaktik der Geschichte an der
FU Berlin. Er arbeitet zu den Themenfeldern Holocaust und historisches
Lernen, Geschlechter- und Sexualitätsgeschichte und zu Theoriedebatten
in der Geschichtsdidaktik.