Wissen und Welten in Bewegung. Migration und Bildung in Deutschland seit 1945
Tagung der Leibniz-Wettbewerb-Gruppe „Migration und Bildung in Deutschland seit 1945“
Zeit: 19. und 20. Mai 2016
Ort: Georg-Eckert-Institut – Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung, Celler Str. 3, 38114 Braunschweig
Zu Migration und Bildung wird bislang vorwiegend aus einer Gegenwartsperspektive geforscht und debattiert. Die Leibniz-Wettbewerb-Gruppe „Migration und Bildung in Deutschland seit 1945“, die sich im Juli 2015 am Georg-Eckert-Institut – Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung in Braunschweig konstituiert hat, möchte mit ihren Aktivitäten und dieser Tagung dazu anregen, die Perspektive zu erweitern. Zum ersten sollen in einem zeithistorisch-kulturwissenschaftlichen Zugriff die Historizität von Gesellschaftsentwürfen, Normen und Werten im Bereich der Bildung, die die Debatten um migrationsbedingte Diversität nach 1945 geprägt haben, analysiert werden.
Zum zweiten sollen die Vielfalt der Akteure und die Heterogenität der Migrant/innen im Bereich der Bildung stärker in den Blick rücken. Es werden Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemals deutschen Ostgebieten, Überlebende der Shoah, „Gastarbeiter“, politische Exilant/innen, Spätaussiedler/innen und Asylsuchende berücksichtigt. Welche schulischen Erfahrungen sie machten, lässt sich oft kaum mit einem nationalstaatlichen Deutungsrahmen alleine erfassen, vielmehr kommen unterschiedliche Maßstabsebenen wie die föderal-regionale Bildungspolitik, soziale Praktiken „vor Ort“ in den Schulen, Gremien europäischer Bildungsexperten oder die internationale Kulturdiplomatie zur Geltung.
Daher sollen zum dritten nicht allein der Umgang einer „Mehrheitsgesellschaft“ mit Migrant/innen diskutiert und Bildungspolitik von staatlichen Institutionen her gedacht werden, sondern den Weltsichten und Erwartungshaltungen der Migrant/innen und ihren Initiativen bei der Selbstorganisation von Bildung stärkere Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Im Rahmen dieser Tagung möchten wir gerne Zeithistoriker/innen, Bildungshistoriker/innen, Erziehungswissenschaftler/innen und Migrationsforscher/innen zusammenbringen, die bislang oft in verschiedenen fachlichen communities unterwegs sind.
Die Teilnahme an der Tagung ist offen; Interessierte werden gebeten, bis zum 18. Mai 2016 Kontakt aufzunehmen mit: zloch(at)gei.de
Donnerstag, 19. Mai 2016
Ab 12.00 Uhr: Empfang
13.00 Uhr: Dr. Stephanie Zloch, GEI, Braunschweig: Begrüßung und Einführung
13.30 Uhr – 15.30 Uhr: Panel I: Debatten und Politiken im Überblick
Moderation: Dr. Marcus Otto, GEI, Braunschweig
Prof. Karen Schönwälder, MPI Multireligiöse und Multiethnische Gesellschaften, Göttingen: Migration, Migrationspolitik und Wahrnehmung von Diversität
Dr. Monika Mattes, DIPF, Berlin: Bildungshistorische Debatten in der Bundesrepublik Deutschland
Prof. Till Kössler, Ruhr-Universität Bochum: Sozialgeschichtliche Forschung zu Kindheit, Bildung und Erziehung
15.30 – 16.00 Uhr: Pause
16.00 Uhr – 17.30 Uhr: Panel II: Fallstudien zu Migrant/innen-Gruppen
Moderation: Engin Deniz Yorulmaz, GEI, Braunschweig
Dr. Roberto Sala, Universität Basel: Ein Paradebeispiel gelungener Integration? Menschen mit italienischem Migrationshintergrund in der Bundesrepublik
Alexa Brum, Frankfurt/Main: Die Integration russischsprachiger Kinder aus der UdSSR und der GUS in der Praxis der jüdischen Isaak-Emil-Lichtigfeld-Schule zu Frankfurt/Main
17.30 Uhr – 19.00 Uhr: Panel III: Repräsentationen von Migration in Bildungsmedien
Moderation: Dr. Zrinka Stimac, GEI, Braunschweig
Dr. Helmut Geuenich, Düren: Migration und Migrant(inn)en im Schulbuch. Diskursanalysen nordrhein-westfälischer Politik- und Sozialkundebücher für die Sekundarstufe I
Cornelia Hagemann, GEI, Braunschweig: Das Thema Migration in evangelischen und katholischen Religionsbüchern der Bundesrepublik Deutschland seit den 1950er Jahren
20.00 Uhr: Gemeinsames Abendessen
Freitag, 20. Mai 2016
9.00 Uhr – 11.00 Uhr: Panel IV: International Perspectives on the Worlds of Migrants
Moderation: Matthias Springborn, GEI, Braunschweig
Prof. Brigitte Le Normand, University of British Columbia, Kelowna: Yugoslav efforts to educate children of migrant workers: intentions, practice, and evaluation
Dr. Anna Kurpiel, Wrocław: The post-war migrations from and to Lower Silesia. Presentation of the phenomenon with special emphasis on children's perspective
Brian Van Wyck, Michigan State University: The Turkish State and Turks in Europe, 1961 to the Present
11.00 Uhr – 13.00 Uhr: Mittagsimbiss, Angebot einer Bibliotheksführung am GEI
13.00 Uhr – 14.30 Uhr: Panel V: Diversität im schulischen Kontext
Moderation: Dr. Inga Niehaus, GEI, Braunschweig
Prof. Maisha-Maureen Eggers, Humboldt-Universität Berlin: Diversität in Kinderliteratur und Schulmaterialien
Prof. Riem Spielhaus, GEI, Braunschweig: Die Konstruktion von Migrationshintergrund und Muslimsein in der Schule
14.30 Uhr – 15.00 Uhr: Pause
15.00 Uhr – 17.00 Uhr: Panel VI: Netzwerke und Wissen als Konzepte der historischen Migrations- und Bildungsforschung
Moderation: Dr. Stephanie Zloch, GEI, Braunschweig
PD Dr. Uwe Hunger, Universität Münster: Migrantenorganisation im Bereich der Bildung
Dr. Thomas Kemper, Universität Wuppertal: Die Entwicklung der Schulstatistik in Deutschland – Begrifflichkeiten und Operationalisierungen (insbesondere des Migrationshintergrundes) in historischer Perspektive
Dr. Britta Behm, DIPF, Berlin: Wissensgeschichtliche Perspektiven auf die Bildungsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland
17.00 Uhr – 18.00 Uhr: Abschlussdiskussion