Digitalisierung und Bereitstellung von Schulbüchern aus der DDR
Schulbüchern kamen in der DDR als staatlich gesteuertem Massenmedium eine grundlegende Rolle bei der Durchsetzung der marxistisch-leninistischen Weltanschauung und einer staatlichen Identifikation zu. Ihre Bedeutung reichte deshalb über den Klassenraum hinaus bis weit in die Gesellschaft. Die Schulbücher sind deshalb bis heute eine wertvolle Quelle, die Rückschlüsse auf Identitätsbildungsprozesse in der DDR geben.
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Ziele
Das Projekt verfolgt drei Ziele: (1) Mit der Digitalisierung von rd. 1.000 Schulbüchern der Fächer Geschichte und Staatsbürgerkunde aus der DDR schafft das Projekt eine einzigartige digitale Quellengrundlage für die Forschung. Welche Themen prägend für die Bildung in der DDR waren und wie sich die Behandlung bestimmter Themen im Zeitverlauf verändert haben, sind dabei zentrale Forschungsfragen, mit denen sich Wissenschaftler:innen am GEI beschäftigen werden. Darüber hinaus dient die Digitalisierung der Bestandserhaltung der inzwischen stark gefährdeten Schulbücher. Wie anderes Archiv- und Bibliotheksgut aus der DDR ist die im GEI vorhandene vollständige Sammlung von DDR-Schulbüchern von einem fortwährendem Abbau des Papiers betroffen. Aufgrund der minderen Papierqualität und dem hohen Maß an Papierversäuerung sind die Bücher stark verbräunt und das Papier ist durchweg sehr brüchig. Damit besteht für die Schulbücher aus der DDR wie auch vergleichbarer Bestände vor allem aus der Nachkriegszeit ein dringender Handlungsbedarf. Entsprechend der Möglichkeiten der aktuellen Urheberrechtsgesetzgebung (UrhG) werden mit der Digitalisierung die Inhalte der Schulbücher als Forschungsquellen und Kulturerbe für die nachfolgenden Generationen gesichert.
Ausgehend von den digitalen Quellen werden im Projekt gemeinsam mit der Abteilung MeTra (2) Transferangebote für Lehramtsstudierende der Fächer Geschichte und Politik erarbeitet. Mit Hilfe des digitalen Korpus entwickelt das GEI mit ihnen Kompetenzen in der ideologiekritischen Dekonstruktion von Texten, mit dem Ziel, dass sie dieses Wissen in ihrem Lehr- und Lernkontext an Schüler:innen weitergeben können. (3) Mit der Durchführung eines Workshops, der DDR-Forscher:innen mit Spezialist:innen für Digital Humanities zusammenbringt, schafft das Projekt schließlich eine Plattform für die Diskussion von möglichen Forschungsfragen und digitalen Forschungsmethoden für Schulbücher und weitere Quellen aus der DDR.

Das Projekt wird gefördert mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.