How deep is your love? Deepfakes im Spannungsfeld digitaler und epistemischer Gewalt

Das Projekt führt eine empirische Untersuchung mit einem heuristischen Begriff digitaler Gewalt durch, der sich aus Konzepten epistemischer Gewalt speist, insbesondere jenen, die Formen des Verstummens und Nicht-Gehört-Werdens beleuchten und untersucht dabei, wie nicht-einvernehmliche sexualisierte Deepfakes als exemplarische Form digitaler Gewalt verhandelt werden.

Im Zentrum stehen drei Leitfragen:

  1. Wie werden pornografische Deepfakes als Form digitaler Gewalt von a) Betroffenen, b) Expert:innen und c) in Bildungsmedien konstruiert?
  2. Welche Wirkungsweisen (wie bspw. Täuschung oder Entwürdigung und darüber hinaus) werden dabei akzentuiert und welche epistemischen Dimensionen wie Silencing und Glaubwürdigkeit werden dabei deutlich?
  3. Wie unterscheiden sich Expert:innenwissen und Erfahrungswissen Betroffener, wo ergeben sich Anschlussstellen, und welche Impulse ergeben sich daraus für Bildungsmedien?

Die Dissertation versteht pornografische Deepfakes als digitale, sexualisierte, geschlechtsspezifische Gewaltform und setzt sie in Beziehung zu epistemischer Gewalt. Damit rückt sie deren soziale und epistemische Wirkungslogiken in den Vordergrund und untersucht nicht nur, inwiefern Deepfakes täuschen, sondern auch, wie sie Menschen entwürdigen und damit ihre Stimme, Glaubwürdigkeit und gesellschaftliche Sichtbarkeit untergraben. Besonderes Gewicht erhält dabei die Perspektive Betroffener, da ihre Erfahrungen zentral sind für das Verständnis digitaler und epistemischer Gewalt.

  • Ziele

    Ziel ist es

    …erstens ein vertieftes Verständnis digitaler Gewalt sowohl als soziales Phänomen als auch als analytisches Konzept zu entwickeln. 
     
    …zweitens soll die Studie Aufschluss über die Erfahrungswelten Betroffener geben und die Wirkungsweisen pornografischer Deepfakes jenseits des häufig betonten Täuschungsaspekts sichtbar machen, insbesondere im Hinblick auf Entwürdigung und epistemische Marginalisierung. 
     
    …drittens werden aus diesen Einsichten Impulse für die Weiterentwicklung von Bildungsmedien gewonnen, die digitale Gewalt in ihren sozialen und epistemischen Dimensionen adressieren.

  • Vorgehensweise

    Auf der Grundlage zweier entwickelter heuristischer Modelle zu Deepfakes erfolgt eine empirische Untersuchung, die auf einer Daten- und Methodentriangulation basiert. Zunächst wird eine Dokumentenanalyse durchgeführt, die Bildungsmedien zu digitaler Gewalt, Deepfakes und verwandten Begriffen systematisch auswertet. Daran anschließend folgen leitfadengestützte Expert:inneninterviews mit Fachpersonen, die mit den sozialen Auswirkungen digitaler Gewalt auf Betroffene befasst sind, darunter Mitarbeitende von Frauenberatungsstellen, Jurist:innen, Kriminolog:innen oder medienpädagogischen Beratungsstellen. Abschließend werden Fokusgruppen mit Betroffenen durchgeführt, deren Erfahrungswissen als zentrales Korrektiv und als eigenständige Wissensquelle in die Analyse einfließt.


Projektteam

  • Weitere Projektinformationen
sroll-to-top