Mitteilung

Die Schule neu gestalten – Transnationale Perspektiven auf die deutsche Schulgeschichte nach 1945

Call for papers – Das Georg-Eckert-Institut veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem UMR Identités, relations internationales et civilisations de l’Europe (Paris) dem Centre interdisciplinaire d’études et de recherches sur l’Allemagne (Paris) einen internationalen Workshop zum Thema

Die Schule neu gestalten – Transnationale Perspektiven auf die deutsche Schulgeschichte nach 1945.

Die Geschichte der Schule in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg weist von Anfang an eine transnationale Dimension auf. Bereits vor der Potsdamer Konferenz im Sommer 1945 betonen die Alliierten die Notwendigkeit einer Umgestaltung des deutschen Bildungswesens, das sie nicht ohne Grund als mitverantwortlich für das politische Schicksal des Landes betrachten. In den jeweiligen Besatzungszonen bemühen sich die amerikanischen, britischen, französischen und sowjetischen Behörden darum, einen tiefgreifenden Wandel im Bildungssystem durchzusetzen. Die Schule erscheint als ein zentrales Element für die demokratische Neugründung des Landes.

Die bisherige Forschung hat auf einige unverkennbare Grenzen in diesem Prozess der „De-Nationalisierung“ des deutschen Schulsystems hingewiesen. Auf der einen Seite lassen sich eindeutige Spuren einer Sowjetisierung der Schule in Ostdeutschland erkennen, auf der anderen Seite wurde in vielen Studien die Reichweite des politischen und akademischen Widerstands im Westen hervorgehoben. Auch wenn die Politik der Re-edukation/re-orientation in Ost und West unterschiedlich verlief, lässt sich in beiden Fällen ein vergleichbares Spannungsverhältnis zwischen Annahme und Ablehnung fremder Modelle, zwischen Kontinuität und Bruch mit Bezugspunkten aus der Vergangenheit feststellen.

In Anlehnung an neuere historische Studien wird im Workshop „Die Schule neu gestalten –Transnationale Perspektiven auf die deutsche Schulgeschichte nach 1945“ die Frage der Einbettung der deutschen Schulgeschichte im transnationalen Kontext des Kalten Krieges neu gestellt. Die gewählte Perspektive beschränkt sich ausdrücklich nicht auf die bereits gut aufgearbeitete politisch-institutionelle Geschichte der Schule in der direkten Nachkriegszeit.
Zum einen wird vorgeschlagen, das Untersuchungsfeld zu erweitern. Die Entwicklung der Schule wurde nicht nur auf der Ebene der Politik entschieden. Andere Ebenen müssen in Betracht gezogen werden: Bildungsexperten, Ministerialbeamte, Intellektuelle, Gewerkschaftler, Lehrer und Schüler traten bisweilen auch – in mehr oder minder formalisierter Weise und mehr oder minder häufig – mit Schulwelten außerhalb der nationalstaatlichen Grenzen in Verbindung. Somit stellt sich die Frage, inwiefern derartige Erfahrungen mit dem Ausland den Diskurs über die Schule sowie die schulische Praxis prägten.
Zum zweiten wird die Entwicklung der Schule in Ost- und Westdeutschland über einen längeren Zeitraum analysiert. Gesucht werden Beiträge, die über die Besatzungszeit hinausblicken und die Geschichte der deutschen Schule in den transnationalen Kontext der zweiten Hälfte des XX. Jahrhunderts einordnen. Analysen zum kontinuierlichen Bezug auf ausländische Modelle vor und nach 1945 sind ebenfalls willkommen. Schließlich möchten wir die Frage des Workshops umdrehen und uns fragen, inwiefern Deutschland nicht nur ein „Importland“ auswärtiger schulischer Referenzen war, sondern auch ein „Labor“ für neue Erfahrungen und Praktiken, die insbesondere nach 1989 exportiert worden sind (z. B. die Behandlung von Diktatur im Unterricht).

Der Workshop ist Teil des Forschungs- und Lehrprogramms des CIERA (Centre interdisciplinaire d’études et de recherches sur l’Allemagne) „Vom Kriegsausgang zum Kalten Krieg – Deutschland im Mittelpunkt gesellschaftlicher und kultureller Herausforderungen“. Er richtet sich vornehmlich an Nachwuchswissenschaftler. Arbeitssprachen sind Deutsch und Französisch. Gute Kenntnisse beider Sprachen – zumindest passiv – sind ausdrücklich erwünscht.

Der Workshop wird am 7. und 8 Februar 2013 am Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung in Braunschweig stattfinden. Die Kosten für Fahrt und Unterbringung können im Rahmen der zur Verfügung stehenden Drittmittel übernommen werden.

Eine Veröffentlichung einzelner, ggf. aller Beiträge ist angedacht.

Abstract für Beiträge (max. eine Seite) mit Lebenslauf bitte bis 15. Mai 2012 an faure(at)gei.de.

Call for paper - <media 11539 - - "TEXT, CFP CIERA Gei De, CFP_CIERA_GeiDe.pdf, 167 KB">deutsch-französische Version</media> [PDF]


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