Mitteilung

Prof. Jerzy Holzer (1930-2015) verstorben. GEI würdigt langjähriges Mitglied der Deutsch-Polnischen Schulbuchkommission

prof._holzer
Foto: Instytut Studiów Politycznych PAN

Am 14. Januar 2015 verstarb in Warschau einer der bedeutendsten polnischen Historiker, Professor Jerzy Holzer. Er war langjähriges Präsidiumsmitglied der Gemeinsamen Deutsch-Polnischen Schulbuchkommission, seit 2014 dessen Ehrenmitglied.
Jerzy Holzer stammte aus einer jüdischen Warschauer Familie, die die Besatzung dank der Hilfe von Freunden und Nachbarn überlebte. Nach dem Krieg studierte er Geschichte und arbeitete am Historischen Institut der Universität Warschau. Anfangs überzeugt von der Idee des Sozialismus und Mitglied der PZPR, wandte er sich ab 1968 von dieser ab und trat 1979 aus der Partei aus. Er engagierte sich im Komitee für die Verteidigung der Arbeiter (KOR) und in der oppositionellen Organisation PPN (Polskie Porozumienie Niepodległościowe). 1980 war Jerzy Holzer Mitbegründer der „Solidarność“ an der Universität Warschau. Während des Kriegsrechts saß er vier Monate in Haft.
Zwar konnte er ab den 1960er Jahren immer wieder in die Bundesrepublik zu Forschungsaufenthalten reisen (Mainz, Freiburg, Berlin), sein Engagement in der Oppositionsbewegung verbaute ihm beruflich aber einige Wege. So erhielt er etwa erst 1990 eine Professur an der Universität Warschau. Auch ist anzunehmen, dass er wegen seiner systemkritischen Haltung in den 1970er und 1980er Jahren nicht zu den Schulbuchgesprächen mit der Bundesrepublik herangezogen wurde. Erst im November 1990 wurde er in das Präsidium der Deutsch-Polnischen Schulbuchkommission aufgenommen, in dem sein kontinuierliches aktives Mitwirken stets sehr geschätzt wurde.
Prof. Holzer war langjähriger Mitarbeiter des Instituts für Politische Studien der Polnischen Akademie der Wissenschaften (Abteilung für Deutschlandstudien), dem er als Direktor in den Jahren 2000-2004 vorstand.
Jerzy Holzers Forschungsgebiete lagen auf der Neuesten Geschichte Polens, Deutschlands und Europas. Zu seinen bekanntesten Werken gehört das 1983 in Polen und 1985 in der Bundesrepublik im Verlag C.H. Beck erschienene Werk „Solidarität. Geschichte einer freien Gewerkschaft“ (poln. Titel: „Solidarność 1980-1981. Geneza i historia“).
Aktuelle und ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Georg-Eckert-Instituts gedenken Prof. Holzer und sprechen seinen Angehörigen ihr Beileid aus.


sroll-to-top