Akteure in der Wissensgeschichte. Produktion, Zirkulation und Transformation von Afrikawissen nach 1945

Die Frage nach Ursachen und Modi der Transformation gesellschaftlicher Wissensbestände ist ohne eine vertiefende Beschäftigung mit jenen Akteuren, die aus unterschiedlichen Interessenlagen und Diskursfeldern heraus Wissen produziert, kulturell übersetzt oder in Frage gestellt haben, kaum zu beantworten. Dies wird im Rahmen der Dekolonisation des afrikanischen Kontinents nach dem Zweiten Weltkrieg besonders deutlich. Das gesellschaftliche Bedürfnis nach Wissen über Afrika stieg in diesem Zeitraum rapide an; neben Akteuren, die schon im Kolonialsystem an der Produktion und Zirkulation von Afrikawissen beteiligt waren, traten neue Akteure auf den Plan. Die Wissensproduktion musste in die veränderte weltpolitische Lage eingebunden werden. In diesem Zusammenhang bekam vor allem die Frage, welche Rolle Afrikaner bei der Produktion afrikabezogenen Wissens spielten, eine neue Aktualität.
Im Rahmen des Workshops wird exemplarisch für vier Felder nach Akteuren des Afrikawissens gefragt. So wird die Wissensproduktion im Bereich der Literatur, der Entwicklungspolitik, im Film und in den Wissenschaften in den Fokus genommen. Übergreifend wird dabei diskutiert, welche Gruppen und ggf. Individuen sich an der Produktion und Zirkulation von Afrikawissen beteiligt haben und welche Aspekte von ihnen jeweils aufgegriffen wurden. Hierbei spielen auch Fragen der Abgrenzung von Experten und Laien sowie die Autorität bestimmter Akteursgruppen und Medien eine Rolle. Gefragt wird, welche Strategien eingesetzt wurden, um Wissensbestände zu (de)legitimieren. Ebenso wird gefragt, inwieweit im Zuge der Dekolonisation, aber auch des Kalten Krieges, bestehende Wissensbestände über Afrika herausgefordert wurden: Wer hat in welcher Form „neues“ Wissen produziert, vorhandene Wissensbestände neu bewertet oder Elemente kolonialen Wissens fortgeschrieben?
Ausgerichtet wird der Workshop im Rahmen des DFG‐Projektes „Afrikawissen. Diskurse und Praktiken der Schulbuchentwicklung in Deutschland und England 1945‐1995“ am Georg‐Eckert‐Institut—Leibniz‐Institut für internationale Schulbuchforschung. Das GEI betreibt Schulbuch‐ und Bildungsmedienforschung mit einem kulturwissenschaftlich‐historischen Schwerpunkt und beschäftigt sich in diesem Rahmen vor allem mit der Produktion, Vermittlung und Verhandlung von Wissensbeständen im schulischen Kontext.
Bei Interesse zur Teilnahme am Workshop bitten wir um eine kurze Mitteilung an: lmueller(at)gei.de
Zeit 18.06.-19.06.2015
Ort Georg-Eckert-Institut, Braunschweig
Celler Str. 3
Konferenzraum
Veranstalter Prof. Dr. Simone Lässig und Lars Müller, M.A.
Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.
Programm zur Veranstaltung gibts hier.