Vielfalt und Teilhabe – Themensetzungen des programmatischen Curriculums für niedersächsische Schulen
Das Projekt untersucht, wie die Themen Migration, Kolonialismus und Rassismus, mit besonderem Fokus auf Antiziganismus, in den niedersächsischen Kerncurricula für die gesellschaftswissenschaftlichen Fächer (Erdkunde, Geschichte, Politik und Gesellschaftslehre) der Sekundarstufe I verankert sind. Im Zentrum steht auch die Frage, inwieweit die Thematisierungen in den Lehrplänen zur Anerkennung gesellschaftlicher Vielfalt als Normalität beitragen oder ob sie im Gegenteil kategorisierende Einteilungen reproduzieren und damit exkludierende Wirkungen entfalten.
Die Analyse der Curricula wird durch eine vertiefte Untersuchung von rund 20 exemplarischen Schulbüchern ergänzt, um zu erfassen, wie sich curriculare Vorgaben in der Unterrichtspraxis widerspiegeln. So lässt sich nachvollziehen, welche thematischen Schwerpunkte und Narrative in Schulbüchern fortgeschrieben oder ergänzend hinzugezogen werden.
Methodisch verbindet das Projekt quantitative und qualitative Zugänge: Es erfasst den Umfang und die Verteilung relevanter Thematisierungen und untersucht zugleich die Kontexte, Narrative und Repräsentationen, in denen Migration, Kolonialismus und Rassismus erscheinen. Dabei wird auch berücksichtigt, in welchen zeitlichen und räumlichen Bezügen sich die Lernenden mit Kolonialismus, Rassismus und Migration auseinandersetzen sollen. Zudem wird erörtert wie marginalisierte Gruppen dargestellt und welche Möglichkeiten von Handlungs- und Sprechfähigkeit ihnen zugesprochen werden.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Differenzierung nach Schulformen. Durch den Vergleich von Lehrplänen und Schulbüchern in Gymnasien, Real-, Haupt-, Ober- und Gesamtschulen lässt sich analysieren, welche Teile der niedersächsischen Schüler*innenschaft in welcher Form mit Fragen von Migration, Kolonialismus und Rassismus in Berührung kommen.
Ziel der Untersuchung ist es, eine Expertise zu erarbeiten, die dem niedersächsischen Kultusministerium Impulse für die zukünftige Überarbeitung oder Neukonzeption der Kerncurricula gibt. Dabei soll insbesondere die Entwicklung diskriminierungssensibler Curricula gefördert werden, die eine normalisierende Darstellung von Migration und gesellschaftlicher Vielfalt verankern. Die Ergebnisse werden sowohl in der Schriftenreihe GEI Expertise als auch in einem praxisorientierten GEI Policy Brief veröffentlicht. Auf diese Weise unterstützt das Projekt das niedersächsische Kultusministerium bei der Weiterentwicklung diskriminierungssensibler Curricula und leistet einen Beitrag zur nachhaltigen Förderung von Demokratiebildung und Teilhabe.