Pressemitteilung

Gemeinsam Geschichte schreiben: ein Schulbuch für Deutschland und Polen

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Foto von Bettina Ausserhofer
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Foto von Bettina Ausserhofer

Am 22. Juni hat sich Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und Polens Außenminister Witold Waszczykowski in Berlin getroffen, um den ersten Band eines gemeinsamen Geschichtsbuchs unter dem Titel „Europa – Unsere Geschichte“ vorzustellen. Die wissenschaftliche Koordination des Projektes hat das Georg-Eckert-Institut – Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung (GEI) in Braunschweig und das Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften inne. „Die Auseinandersetzung um nationale Erinnerung war und ist ein nie endender Prozess, der in vielen Teilen dieser Welt zu Konflikten geführt hat und noch immer führt. Aber das gemeinsame Gespräch über Ländergrenzen hinweg, und dieser Band setzt dafür ein Zeichen weit über Polen und Deutschland hinaus, kann zur Aussöhnung, zur Überwindung von Differenzen innerhalb und zwischen Gesellschaften beitragen. Vor diesem Hintergrund werden dieser Band und der erfolgreiche Abschluss der gesamten Schulbuchreihe eine große internationale Wirkung haben“, betont Eckhardt Fuchs, Direktor des Georg-Eckert-Instituts.

Die von den Verlagen Eduversum und WSiP verlegte Schulbuchreihe soll ab dem Schuljahr 2016/17 im deutschen und polnischen Geschichtsunterricht der Sekundarstufe I in identischer Form, lediglich in unterschiedlichen Sprachfassungen, eingesetzt werden. Bedeutsam ist, dass es sich nicht um ein Zusatzmaterial, sondern um ein Schulbuch zur Geschichte Europas handelt, das den Lehrplänen entspricht. Bereits bei der Anbahnung des Projektes hatte Außenminister Steinmeier gesagt, dass die Deutschen mit diesem Projekt deutlich machen könnten, dass sie offen seien für polnische Sichtweisen auf die Geschichte. Im April knüpfte er in Warschau daran an: „Daher freut es mich besonders, dass ein wichtiges gemeinsames Projekt gerade sein erstes Etappenziel erreicht hat: Band 1 des deutsch-polnischen Geschichtsbuches ist fertig gestellt!“

2008 hatten sich die Regierungen beider Länder über die Schaffung entsprechender organisatorischer Grundlagen geeinigt. Für die politische Koordination und Förderung des Projekts wurden auf deutscher Seite das Auswärtige Amt sowie die Kultusministerien der deutschen Bundesländer, unter Federführung des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg, verantwortlich. Auf polnischer Seite waren dies das Ministerium für Nationale Bildung, das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten und das Ministerium für Kultur und Nationales Erbe. Eine substantielle Förderung erfuhr das Projekt auch durch die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit. Mit der Sicherung der wissenschaftlichen Expertise an dem Projekt wurden die beiden Vorsitzenden der Gemeinsamen Deutsch-Polnischen Schulbuchkommission betraut. Den institutionellen Rahmen der Projektgruppe bilden zwei Gremien: ein „Steuerungsrat“ und ein „Expertenrat“. Letzterer war es, der 2010 mit seinen Empfehlungen die konzeptionellen Grundlagen für die deutsch-polnische Schulbuchreihe gelegt hatte.

Der vorliegende Band 1, der nach vier Jahren intensiver Arbeit nunmehr vorgelegt werden kann ist Auftakt einer vierbändigen Schulbuchreihe. Er entstand in enger Zusammenarbeit zwischen den Verlagen, Autoren, wissenschaftlichen Koordinatoren und Experten für bestimmte Epochen aus beiden Ländern. Die Kapitel des Buches spiegeln das Ergebnis eines langen Prozesses der Diskussion darüber wider, wie eine Perspektive in einem Schulbuch zur Geltung gebracht werden kann, die für unterschiedliche Sichtweisen, Interpretationen und geschichtsdidaktische Zugriffe bei der Darstellung der Vergangenheit sensibilisiert. Unterstützt durch eine Vielzahl von Maßnahmen wie Lehrerfortbildungen soll das Buch nunmehr breit in die Schulpraxis beider Länder implementiert werden.

Das Projekt eines gemeinsamen Geschichtsbuchs profitiert in hohem Maße von der Erfahrung der seit 1972 arbeitenden Gemeinsamen Deutsch-Polnischen Schulbuchkommission, die vom GEI koordiniert wird. Die Kommission gab bereits 1976 mit ihren „Empfehlungen“ einen wichtigen Impuls für den Geschichtsunterricht und die Schulbücher beider Länder. Von einem gemeinsamen Geschichtsbuch war man damals allerdings noch weit entfernt.

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